Vom Glück keine Wahl zu haben

Mittlerweile weiß ich es manchmal zu schätzen, wenn Entscheidungen mit abgenommen werden. Ich fühle mich kurz schlecht deswegen, denn ich weiß, ich sollte mich glücklich schätzen so viele Auswahlmöglichkeiten in meinem Leben zu haben. Da reicht von der freien Berufs- und Partnerwahl bis zur Kleidung und zu Essen und Trinken. Ich habe fast Narrenfreiheit und lebe in einem freien Land, darf sogar alle paar Jahre frei wählen, wer mich im Parlament vertritt. Jeden Morgen darf ich frei und von neuem wählen, wie ich zur Arbeit fahre: Fahrrad oder Tram und Zug? Was möchte ich heute anziehen? Was möchte ich zu Mittag essen? Möchte ich überhaupt etwas zu Mittag essen? Soll ich gleich nach der Arbeit nach Hause gehen oder besser länger bleiben und noch etwas arbeiten? Möchte ich noch einkaufen oder in die Kneipe?

Ganz ehrlich: Manchmal ist es mir Zuviel. Und ich bin nicht die einzige. Mittlerweile habe ich alle 3 Monate eine wechselnde Capsule Wardrobe, damit ich morgens nicht von meinem vollen Kleiderschrank erschlagen werde. Und seit wenigen Wochen hole ich mir jeden Mittwoch nach der Arbeit ein Gemüsepaket ab. Und ich finde es so befreiend, dass ich nicht mehr samstags zum Markt muss und von Stand zu Stand gehen und darüber nachdenken, was ich kaufen soll und wo es die Tomaten am günstigsten gibt und ob ich jetzt Zuviel oder zu wenig für die kommende Woche gekauft habe. Am Sonntag Abend bekomme ich eine E-Mail mit der Liste der Gemüsesorten im Paket nächste Woche und dann kann ich entscheiden, ob ich es will oder nicht. Das wars dann auch schon mit Entscheidungen. Wenn ich mittwochs nach der Arbeit völlig fertig an der Ausgabestelle ankomme, dann wiege ich mir die aufgereihten Gemüse ab und schaufele sie in meine Jutetasche, bezahle die 12 Euro und fahre nach Hause. Je nach dem muss ich Dannie Laufe der Woche noch Rezepte recherchieren, wenn da neue Gemüse bei sind, die ich noch nie zubereitet habe, aber ansonsten muss ich mir keine Gedanken habe, ob ich diese Woche auf dem Markt Karotten mitnehmen soll. Wie es mein Leben erleichtert.

Manchmal gehe trotzdem noch zum Markt. Zum einen gefällt mir die Atmosphäre dort und zum anderen brauche ich doch so einmal im Monat noch etwas, was nicht in der Gemüsekiste war.

Ähnliches würde ich mir für eine Meditations-App wünschen. Ich habe mir eine heruntergeladen, die damit wirbt, dass man sich aus tausenden von Meditationen genau die für einen passende heraussuchen kann. So viel Auswahl ist natürlich sehr schön, vor allem, wenn. An etwas bestimmtes sucht, aber ich sehe meistens den Wald vor lauter Bäumen nicht und würde mir wünschen, jemand würde ein Programm mit gut aufeinander abgestimmtes Mediationen für mich erstellen. Ich möchte gar keine Auswahl, ich will geleitet werden. Ich verstehe schon, dass es wohl am besten sein wird, dass ich einen Kurs besuche, wo ich von einer Lehrkraft angeleitet werde.

Es ist manchmal nicht so einfach sich einzugestehen, dass man von der ganzen Wahlfreiheit und all den Entscheidungen, die man immer wieder den ganzen Tag treffen muss, überfordert ist und sich einfach wünscht man würde manchmal an die Hand genommen und geführt.

On Zadie Smith

First things first: I am a huge fan of Zadie Smith and just a few months ago I greatly enjoyed reading her latest novel Swing time.

So, when I saw and article in the guardian titled Have you been paying the hair-and-makeup tax? You need Zadie Smith’s 15-minute rule, I was intrigued. And later disappointed. Apparently Zadie Smith limits her 7-year old daughter’s mirror time to 15 minutes and explains this to the child with the following words:

“I explained it to her in these terms: you are wasting time, your brother is not going to waste any time doing this. Every day of his life he will put a shirt on, he’s out the door and he doesn’t give a shit if you waste an hour and a half doing your makeup.”

I was quite disappointed by the simplistic, binary gender images that were invoked here. What kind of image of gender roles is Zadie Smith transferring on to her daughter? It may very well be that Ms Smith’s son doesn’t give a shit and just throughs on any shirt he can find. These days, we know there is more to gender than boys want to play outside and girls want to look pretty. But it particularly startled me that a woman like Zadie Smith, who writes to elaborately and with a great eye for subtle details about race and gender issues, falls for the binary gender construction when it comes to her own family. I can’t believe that she reinforces the constructions through her daughter.

But, as I said, I read the article a few days ago, I was disappointed and a bit shocked – and then I moved on. Only today did I get aware, that I was not the only Personen disagreement with Zadie Smith’s statement. I read about the reactions here. Unfortunately, nobody seemed to be concerned with the conservative gender role of boys do that and girls do this, but took offense with the fact that Zadie Smith was too beautiful to be concerned with makeup and therefore had no right to speak about the issue. Seriously? That is your feminist rebuke?

So, these were my thoughts on the discussion. And what are yours?

Top Ten Thursday: Weltkriege

Zeit diesen Blog mal wieder zu bespielen. Irgendwie war mir so danach. Ich las etwas von diesem Top Ten Thursday und dachte bei mir: ich kenne keines dieser Bücher, aber ich habe selbst doch schon viele Bücher aus vor allem dem zweiten Weltkrieg gelesen.

 

Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

Ich glaube, wir haben dieses Buch in der Schule gelesen oder wurden da irgendwie über die Schule mit in Kontakt gebracht. Jedenfalls war es eines der ersten Bücher und auch bisher eines der besten Bücher über den Holocaust, die ich gelesen habe. Ich erinnere mich, dass ich als Kind beim Lesen hin und her gerissen war zwischen dem Grauen der Flucht und der Faszination, dass dieses Mädchen so viele Länder bereisen durfte.

 

Vinke Hermann: Das kurze Leben der Sophie Scholl

Pflichtlektüre für jemanden, der auf das Geschwister-Scholl-Gymnasium ging. Als ich es zum ersten Mal las, war ich irgendwie fasziniert, aber verstanden habe ich damals das Ganze noch nicht. Es kam mir absurd (wenig) vor, dass Sophie Scholl nur (!?) ein paar Flugblätter verteilt hat und dafür eine solche Strafe bekommen hatte. Surreal.

 

Hilde Domin: Von der Natur nicht vorgesehen. Autobiographisches.

Ich habe ein Faible für Autobiografien und Biografien. Man sieht es daran, dass in dieser Liste schon zwei enthalten sind. Hilde Domin beschreibt hier sehr eindrücklich ihre Jugend und Studienzeit bis zur Emigration 1933 nach Italien und dann später nach Santo Domingo. Auch ihre Rückkehr ins Nachkriegsdeutschland findet Eingang in dieses Werk.

 

51bgjqhwyhl-_sx317_bo1204203200_Christine Brückner: Poenichen-Triologie

Hierbei handelt es sich eigentlich um eine ganze Familiensaga, die am Ende des ersten Weltkriegs beginnt und dann bis weit in die neue Bundesrepublik andauert. Den letzten Band fand ich nicht mehr so spannend. Im Zentrum steht Maximiliane, die in Hinterpommern auf einem großen Gutshof beboren wird. Im zweiten Weltkrieg wird die Familie auseinandergerissen und vertrieben und kommt dann in der BRD an. Viele Themen werden hier behandelt und vor allem über die Vertreibung aus den Ostgebieten hatte ich davor noch nicht so viel gewusst oder überhaupt nachgedacht.

 

 

Marie Moutier: “Liebste Schwester wir müssen hier sterben oder siegen” Briefe deutscher Wehrmachtssoldaten 1939-45

Angeregt durch die Miniserie “Unsere Mütter, unsere Väter” habe ich angefangen mich für die Geschichten der “kleinen” Leute im Krieg zu interessieren. Meine Großeltern, die davon erzählen könnten, leben nicht mehr. Und ich wollte nicht immer nur über den Holocaust hören und Zahlen und Fakten. Ich wollte wissen, wie hat das eine Frau wie meine Oma zu Hause in ihrem Dorf erlebt oder mein Opa an der Ostfront. Das ist kein Buch, das man von vorn bis hinten durchlesen muss, aber sehr spannend zum querlesen und reinlesen.

 

41xnv45zttl-_sx290_bo1204203200_Marina Zwetajewa: Auf eigenen Wegen

Das ist das einzige Buch aus dem Umfeld des 1. Weltkriegs in diesem Kreise. Ich habe schon vor einiger Zeit bemerkt, dass ich ziemlich wenig über den ersten Weltkrie gelesen habe. Hier geht es offensichtlich um die Situation in Russland. Vor allem zum Ende des Weltkriegs und kurz nach dem Ende, zur Zeit der Revolution, herrschte Not an allem und das beschreibt Zwetajewa wie immer wunderbar.

 

 

 

Heinrich Harrer: 7 Jahre in Tibet

Ich habe schon viele Jahre eine Faszination für Tibet und den Dalai Lama. Daher habe ich dieses Buch schon vor vielen Jahren gelesen. Harrer flieht 1944 aus einem Lager in Indien und kommt irgendwie in Tibet zurecht, wo er einige Jahre im Umfeld des heutigen Dalai Lamas lebte. Der war damals noch ein Kind und bekam von Harrer sogar Privatunterricht. ein letzter Einblick in eine Welt kurz vor ihrem Untergang. Auch spannend zu lesen, wie die Weltgeschichte weitergeht, während Harrer abgeschieden von allem in Tibet lebt. Ist eigentlich noch Krieg da unten?

 

41teosqmo5l-_sx330_bo1204203200_Johannes Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein

Dieses Kunstwerk stammt aus der Bibliothek meiner Großmutter. Es ist wahrlich kein literarisches Meisterwerk, aber ein interessantes Relikt aus der Nachkriegszeit. Die Handlung beginnt 1939 mit Kriegsausbruch und Thomas Lieven wird in den Kriegsjahren quer durch Europa gejagt – und wenn ich mich nicht irre sogar bis nach Südamerika – und erlebt die wildesten Abenteuer. Dabei wird auf erzählerische Details und Characterbeschreibung keinerlei Zeit verschwendet. Die Handlung treibt den Roman und Thomas Lieven immer voran. So, so stelle ich mir das vor, wollte der Deutsche in den 60er Jahren über den zweiten Weltkrieg lesen. So hätte der gemeine Deutsche den Krieg gern in Erinnerung gehabt.

 

Und diese Bücher, die während der Weltkriege spielen, habe ich angefangen zu lesen, aber nie beendet.

Das Tagebuch der Anne Frank

Es tut mir leid, das zu sagen, es ist schon so lange her, dass ich es gelesen habe, ich war wahrscheinlich in Annes Alter, aber damals fand ich es einfach nicht so fesselnd. Ich wusste ja wie es ausgehen würde und dazwischen passierte für mein damaliges Empfinden einfach nicht so viel. Ich muss auch zugeben, dass ich dem Buch danach nie eine zweite Chance gegeben habe.

Hans Fallada: Jeder stirbt für ich allein

Irgendwie konnte ich den Schreibstil nicht ertragen. Ja, Simmel oben ist auch altmodisch und ungewohnt, aber irgendwie ging es noch. Das ging nicht. Dabei wollte ich so sehr. Auch weil es in Berlin spielt und man sehr viel aus der Stadt und der Atmosphäre mitbekommt.

Writer’s Series: Maya Angelou

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Factsheet 

  • Born in 1928
  • Education: high school
  • First publication: I know why the caged bird sings (1970)

 

Maya Angelou was already in her 40ies, too, when she wrote her first book. It was an autobiography. She has written mostly autobiography. She didn’t come from an intellectual background at all. For all I could find out, she finished high school and that’s it. From then on she worked in all kinds of professions and lived in many different places all over America. A point was made that even though she didn’t have a university degree, she was  later on appointed as a professor of English.


 

I, personally, had not heard of her until her death. It may be my fault, but she wasn’t really present in the book market in Germany or any other country I lived in around Europe. This is reflected in the lack of translations of her work into German. As far as I know, only her most famous first book I know why the caged bird sings has been translated into German.


 

Besides my interest in the birth of the writer or the transformation of an ordinary person into an artist, I am also quite interested in the writing habits of authors. Many readers will have heard of the book about the daily rituals of famous intellectuals. I don’t know, what pattern the choice of the people was based on. Maybe none. I am particularly interested in what writing habits there are. How writers make time for writing and how much they write or how much of their time they spend actually writing. I personally find writing a draining and exhausting task, so I cannot imagine any writer to follow a “normal” 8-hour workday routine.

In any case… Maya Angelou described her writing habit in an interview with the Paris review. She says that she leaves the house around six and starts her day’s work at around 6.30am. She works until 12.30 or 1.30pm and then goes home, takes a shower and “plays sane”. That means she goes shopping and runs errands of all sort. In the afternoon she looks at the writing has done in the morning and starts editing, dismissing etc. That’s 6 to 7 hours of writing a day. Straight up writing. Not counting in the editing in the afternoon.

Special gift

When I was little I wrote multiple novels. That is, I started writing multiple novels. None of them were ever finished. The longest piece was about 20 pages (handwritten) and I was very proud of it. Only secretly obviously, because I never showed my work to anyone. I was too afraid and shy. I thought I was born to be a great writer, but I didn’t want anybody to know – yet. So, I never talked to anybody about my novels. Had I done that, I might have come out of that lofty cloud of being a oh so special writer a lot earlier.

Today, as I work as a teacher, I talk to many children on a daily basis. And to my surprise a lot of them tell me that they have written stories and novels already. I mean, not hundreds, but a few. Many more than I would have ever expected, especially when I was a child myself. And they talk about it openly. I would have never done anything like that. The thought of anybody knowing about my secret scared the shit out of me. These brave kids. They probably have a far greater chance of ever making it to writers heaven than I had.

Office Jobs For writers

i just lernend the other day that many Dutch writers apparently kept working in regular office jobs all their life. There was kafkaesk suffering from the time taken away from writing by mondane tasks overy day life. 

Ferdinand Bordewijk apparently wrote his books on the train from The Hague to Rotterdam on his way to work. 

So, future writer: fear not to keep your day job. Something may still come of it.